Ich war vor einigen Tagen mit meinem Mann bei der indischen Visastelle, da unsere Visa verlängert werden mussten. Die Afghanen und Afrikaner müssen draußen vor der Visastelle unter einem Zeltdach sitzen. Rassismus wird hier offen gelebt….ohne Hintergedanke……. die anderen Nationen finden sich im klimatisierten Warteraum innerhalb des Gebäudes ein. Als wir dran waren, fehlten Unterlagen von mir und der Beamte meinte, daß wir kurz in das Cyber Cafe gehen sollen, um die restlichen Formulare ausdrucken zu lassen. Er erklärte uns, daß gleich neben der Visastelle das Cyber Cafe sei. Ich also mit meinem Mann raus aus dem Gebäude. Dann schauten wir link und rechts….kein Internet Cafe. Mein Mann fragte dann einen Wachmann wo das Internet Cafe sei. Dieser strahlte und zeigte um die Ecke. Komisch…..dachte ich…..da sind wir doch gerade hergekommen. Da ist doch nur das Wartezelt für die diskriminierte Menschengruppe. Verwirrt standen wir herum. Der Wachmann bemerkte unsere Verpeiltheit und nahm uns an die Hand. Er führte uns zu dem Wartezelt und zeigte an die hintere Wand.
Dort stand ein alter Holztisch mit einem Scanner und Drucker und daneben saß ein Inder auf einem Plastik-Gartenstuhl mit einem Laptop auf dem Schoß.
Wie konnte ich nur dieses Internet Cafe übersehen???!! 🙂
Nachdem wir alles zusammen getragen hatten, ging es wieder zum Beamten. Dieser schaute auf das Forumlar.
Er: „Woher weiß ich, daß sie verheiratet sind?“
Mein Mann: „Schauen sie mal…..gleicher Nachname.“
Beamter: „Jaaaaa. Stimmt.“…….Und strahlte dabei. Als er gerade unterschreiben wollte, schaute er nochmal und meinte dann:
„Aber sie beiden haben ja gar nicht die selbe Nationalität!!!!!“
Mein Mann: „Ja, stimmt. Aber trotzdem kann man heiraten. Bei uns in Europa ist das legal.“
Nach riesigem Papier-Theater kamen die Delhi Beamten darauf, daß wir zu einem anderen Amt müssen, weil sich unsere Wohnadresse geändert hatte. Sie waren nicht mehr zuständig.
Also sammelten wir alles zusammen, sprangen ins Auto, und fuhren eine Stunde lang zum nächsten Amt.
Das zuständige Amt liegt versteckt in einer Wohngegend. Wenn du auf den Hof fährst, denkst Du, daß Du auf einem Gestüt bist. Die Büros befinden sich in Art Ställen, die von außen mit einer Holztür und Türschloß verriegelt werden. Überall liefen Hunde und Hühner herum, und in einer Ecke kochte eine Inderin auf dem Feuer Linsenbrei.
Ich konnte nicht glauben, daß die dort Visa vergeben dürfen.
Aber sie dürfen.
Wir wurden in ein „Büro“ geführt, nahmen Platz und ließen den Beamten seine Arbeit machen. Dieser war sehr nett und verriet uns, daß wir die ersten Weißen seien, die von ihm ein Visum bekommen würden.
Dann hieß es Pässe abgeben und auf den Anruf warten.
Heute mussten wir unsere Pässe abholen. Wir fanden es merkwürdig, daß ein Amt am Sonntag aufhat, aber ok.
Als wir vor dem Büro standen, war die Tür verriegelt. Der Beamte war nicht zu sehen. Wir fragten einen Mann, der vorbei kam, wo wir Mr. Visa finden könnten.
Er: „Ich schau mal ob er zuhause ist.“
Und dann ging er zu einem kleinen Häuschen 3 Meter neben dem Büro. Draußen hingen gewaschene Unterhosen zum Trocknen auf der Wäscheleine. Es wurde an die Tür geklopft und heraus kam unser Visa-Mann.
Mein Mann: „Wohnen sie dort?“
Er strahlte: „Ja, ist praktisch. Bin dann immer gleich am Arbeitsplatz.“
Im Büro erzählte er uns dann, daß er sich freut, daß die Hitze dieses Jahr später kommt. Denn wenn es so heiß sei, ist es hart zu arbeiten.
Mein Mann: „Wie heiß wird es denn so?“
Er: „45 Grad.“
Mein Mann:“ Oh Gott. Haben die denn Klimaanlage?“ Und schaute sich suchend im Raum um.
Er:“Nein, nur Ventilator. ABER wir haben eine super Isolierung. Indisches Patent. 30 Jahre alt. Dadurch wird es nicht so heiß.“
Mein Mann:“ Das ist gut. Wieviel Grad hat es dann im Büro?“
Er: „Wenn draußen 45 Grad sind, haben wir hier drin dank Isolierung nur 42 Grad.“
Mein Mann:“Das ist aber immer noch viel. Naja, sie haben wenigstens einen Ventilator.“
Er:“ Ja, aber der geht meistens nicht, da wir im Sommer ständig Stromausfälle haben. Aber wir sind das alles gewöhnt.“
Das sind immer so Erlebnisse, die einem zeigen, daß wir in einem Entwicklungsland leben……(falls wir es mal vergessen sollten).